Mercedes-Benz Sprinter gewinnt den Arctic Van Test 2012
Mercedes-Benz Sprinter gewinnt den Arctic Van Test 2012
Arctic Van Test: Eine feste Größe im Van Segment seit 1987
Alljährlich versammelt sich Anfang Februar eine Meute von ‚Masochisten’ in Helsinki, die der eisigen Kälte trotzend, eine Anzahl von Transportern einer oder mehrerer Gewichtklassen unter arktischen Bedingungen nach festen Kriterien unter die Lupe nehmen wollen um am Ende den Arctic Van zu küren. Wer sind diese ‚harten Kerle’? Dies sind zum einen ca. 8 Redakteure der namhaften Motor Medien in den nordischen Ländern sowie Redakteure der interessierten Medien aus ganz Europa, die der Einladung des organisierenden Finnischen Motor Fachmagazins Auto, tekniikka ja kuljetus folgen um die ganze Bandbreite an Fahrzeugen unter diesen nicht alltäglichen Bedingungen zu testen, und dann sind da noch die Vertreter der Fahrzeugindustrie, die trotz der der meist zweistelligen Minusgrade ihr Produkt ins rechte Licht rücken wollen.
Sieben Transporter im so genannten ‚Large Size Segment’ – also der 3,5 Tonnen Klasse - sind dieses Jahr wieder angetreten, um den begehrten Preis zu ergattern. Die zahlreichen Kriterien unterteilen sich in die üblichen Disziplinen wie Handling, Verbrauch, Ladefähigkeit und Fahrleistungen sowie in speziell für Kalt Regionen relevante Punkte wie Kaltstartverhalten, Heizleistung sowie die Funktion der Spiegel- und Scheibenenteisung.
In den ersten zwei Tagen geht es noch relativ entspannt an die Sache, denn im Raum Helsinki bewegt sich das Quecksilber in der Regel noch nicht bis in den untersten Keller. Es wird jetzt der so genannte ‚Urban Area Test’ – also ein Innerstädtischer Test – gefahren, mit Handling und Verhalten im stop and go Betrieb und mit Ermittlung des Kraftstoffverbrauchs. Parallel werden Beschleunigung, Ladefähigkeit sowie Geräusch im Fahrerraum gemessen.
Am dritten Tag geht’s dann richtig los: Früh morgens um 07:00 Uhr, der Thermometer steht auf -18°C, die Autos stehen auf einem freistehenden Parkplatz in Mäntsälä, ca. 30 Auto Minuten nördlich von Helsinki und sind über Nacht völlig zugefroren. Jetzt heißt es die Scheiben frei kratzen und dann kommt der erste Kaltstart. Heikki Laurel, Mitglied der Van of the Year Jury und Mitinitiator des Arctic Van Tests gibt über Funk das Startsignal „Gentlemen start your engines“, und alle Testfahrer glühen vor und drehen dann den Zündschlüssel weiter. Alle Fahrzeuge springen problemlos an, ein Markerweichendes Hämmern erfüllt den Parkplatz und man kann hören, welche mechanische Schwerstarbeit im inneren der Motoren jetzt ansteht. Die Heizung voll aufgedreht denn jetzt wird auch die Heizleistung über einen eingebauten Data Logger gemessen, 5 Minuten im Leerlauf und dann fährt die Karawane los Richtung Norden. Hat man sich Minuten vorher nach Wärme gesehnt, kann die schnell zur Qual werden. 30 Minuten volle Heizleistung lautete die Order. In jedem Fahrzeug entledigen sich sowohl Fahrer als auch Beifahrer im Minutentakt ihrer warmen Klamotten und zählen die Sekunden bis die ‚Sauna’ wieder abgestellt bzw. auf ein normales Maß zurückreguliert werden kann. Temperaturen um 40°C in der Fahrerkabine stehen dann vereinzelt an und nach 30 Minuten reißt man gerne kurz bei -18°C die Fenster auf um schnell Linderung zu verschaffen. Es geht weiter nach Norden durch eine gefrorene weiße Landschaft – ca. alle 100 Kilometer ist ein Fahrerwechsel an einer Raststätte angezeigt. Abends gegen 18:00 Uhr versammeln sich alle Transporter im 700 Kilometer entfernten Pudasjarvi an der Tankstelle – Jetzt wird nachgetankt und der Verbrauch ermittelt. Penibel genau überwacht Pennti Mustoonen diesen Vorgang, da der Verbrauch ein wichtiger Faktor ist. Wieder werden die Fahrzeuge über Nacht freistehend abgestellt – diesmal in einem bekannten ‚Kälteloch’, der unter Liftstation des Skigebiets Syöte.
Am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen. Um 7:00 Uhr, bei -35°C wird sowohl die Kaltstartprozedur als auch die Heizleistungs – Tortur gnadenlos wiederholt. Es geht zum Militärflughafen bei Pudasjarvi, am Eingang der Anlage begrüßt uns ein alter Finnischer Kampfjet auf einem Podest - eine Schwedische SAAB J35S Draken, die Landebahn ist geräumt aber vollständig vereist. Eine idealer Tummelplatz um ESP und Fahrdynamik im direkten Vergleich und im Grenzbereich zu testen. Kurzerhand wird ein Parcours mit einer langen Slalomstrecke und einem VDA Ausweichtest aufgebaut, den alle Fahrzeuge durchlaufen müssen.
Teilgenommen haben an dem Test der Citroen Jumper, der Fiat Ducato, der Ford Transit mit komplett neuer Technik unter dem alten Kleid, der Iveco Daily, der Mercedes-Benz Sprinter, der Nissan NV 400, der Opel Movano sowie der Volkswagen Crafter. Ein enges Feld, die Tester haben über die vier Tage ihr Bestes gegeben, um die Unterschiede bzw. Pros und Cons herauszuarbeiten. Fazit von Heikki Laurel bei der Abschlussbesprechung: „There is no bad Van“! Tatsache: Von Maximal 210 zu erreichenden Punkten war die Range von 170 Punkten beim ‚Schlechtesten’ bis zu zum Besten mit 183 Punkten – also gerade mal 13 Punkte Differenz.
Der Mercedes-Benz Sprinter entpuppt sich hier als richtiger Widerholungstäter – so hat er dieses Jahr zum Dritten Mal in folge den begehrten Preis nach Punkten gewonnen. Auch in den Einzelbeurteilungen konnte er 29 von 45 Kriterien für sich entscheiden und konnte in der Gesamtheit seiner Eigenschaften wieder überzeugen und belegt damit, dass Zuverlässigkeit und Robustheit auch bei extremen Temperaturbedingungen selbstverständlich sind.
Quelle: Thomas Konzelmann, Daimler AG, 20.03.2012
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