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Alt 06.01.2017, 10:25
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demokrit demokrit ist offline
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Frankfurt am Main -[Deutschland]- F Frankfurt am Main -[Deutschland]- EC * * *
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Nachdem jetzt in der Zeitung schon wieder Unsinn von unserer Umweltministerin lesen musste, dass angeblich Dieselautos zu 60% an der NOx Belastung in unseren Städten schuld sind.

Da musste ich der Dame doch glatt einen Brief schreiben...

"Sehr geehrte Frau Hinz,
leider musste ich kürzlich den angehängte Artikel bemerken, nachdem Sie die Aussage vertreten, Diesel Autos seien zu 60% verantwortlich für die NOx Belastung in vielen Städten und befürworten daher die blaue Plakete. Ich finde es schade, dass auch Sie auf diese Nebelkerze aufspringen.
Wenn man sich den Luftreinhalteplan der Stadt Frankfurt anschaut ( https://www.frankfurt.de/sixcms/deta...d=2802&_ffmpar[_id_inhalt]=17297 ), geht daraus schon hervor dass der Straßenverkehr zu ~60% für den Ausstoß verantwortlich ist. Wenn man aber genauer in den Luftreinhalteplan ( https://www.frankfurt.de/sixcms/medi...Endversion.pdf ) schaut (Seite 34), geht daraus hervor, dass über die Hälfte dieser 60% über den Fernverkehr und sonstiges Hintergrundrauschen (z.B. Flugverkehr -> 17% Anteil im Großraum FFM) außerhalb der Städte kommt. D.h. nur ca. 30% des aktuellen Ausstoßes kommt vom innerstädtischen Verkehr. In Deutschland liegt der Anteil von Dieselfahrzeugen bei 1/3 im Vergleich zu Benzinern. Der NOx Ausstoß von innerstädtischen Dieselfahrzeugen liegt etwa 50-100% über dem von Benzinern, so dass diese tatsächlich für etwa 15%-20% des NOx Ausstoßes verantwortlich sind. Selbst wenn wir Dieselautos komplett verbieten (und davon ausgehen, dass stattdessen Benziner gefahren werden) liegt das Reduzierungspotential bei max. 5%. Gleichzeitig würden sowohl Feinstaub als auch CO2 Belastung steigen, deren Ausstoß inzwischen bei Benzinern höher ist. Da wäre es effektiver Autos mit hohem Verbrauch zu verbieten und z.B. die SUV-Belastung in Frankfurt am Main zu reduzieren. Sie sehen die blaue Plakette ist mehr oder weniger Aktionismus ohne realen Nutzen. Tatsächlich ist es leider so, dass wir - selbst wenn wir den kompletten Autoverkehr in Frankfurt verbieten - so gerade eben unter die Grenzwerte kommen.

Wenn Sie den Luftreinhalte-Plan auf Seite 37 betrachten, stellt man fest, dass z.B. in Frankfurt 43,5% der NOx Belastung durch Gebäudeheizungen und Industrieanlagen kommen.

In Anbetracht dessen, dass man in Deutschland von über 25.000 Todesfällen (primär und sekundär) verursacht durch diese Umweltbelastungen ausgeht, wäre es dringend an der Zeit effektive Maßnahmen zu ergreifen, statt Zeit mit Nebelkerzen wie einer blauen Plakette zu verschwenden. Spontan würde mir einfallen:
- drastische Reduzierung des Fern- und Flugverkehrs
- hohe Auflagen für Industrieanlagen und Gebäudeheizungen (sowie offene Feuerstellen, die noch ganz andere Belastungen erzeugen)
- hohe Auflagen (mit realen Testbedingungen) für Autohersteller - sowohl Diesel als auch Benzin
- Aggressiver und massiv finanziell geförderter Ausbau von alternativen Verkehrsmittel in den Städten (insb. Radfahrer, aber auch ÖPNV).

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auch gerne über Rückmeldungen,
Kai Hessing"
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