Re: unzufriedene Arbeitgeber
Geschrieben von harv am 17. März 2004 12:47:42:
Als Antwort auf: Re: unzufriedene Arbeitgeber geschrieben von Horst am 17. März 2004 12:25:19:
Hallo Horst,
schön, dass man darüber diskutiert und dass Interesse an solchen Themen zum Glück noch da ist und sich eben nicht jeder zurücklehnt.
>>Hallo,
>>Vielleicht sollte man einmal darauf hinweisen, worauf dieser Qualitätseinbruch zurück zu führen ist. Nicht nur DC sondern auch VW, Audi, BMW etc. haben mit diesen Problemem zu kämpfen.
>Richtig! Nur haben die meist ein etwas kundenfreundlicheres Kulanzgebahren.
>>Der Grund liegt auf der Hand - nehmen wir mal das Beispiel VW: 28,5 h pro Woche, Gehälter im oberen Segment, 1% davon an die Gewerkschaft - dh immer mehr Aufwand für Personal - und gewerkschaftsbedingt immer bessere Sozialleistungen etc.
>Das ist sicher nicht der Grund für das Problem. Wären die Lohnkosten niedriger würde man trotzdem überall sparen um noch mehr Geld an die Aktionäre ausschütten zu können bzw. um über größere Rabatte einen Wettbewerbsvorteil zu haben.
>Außerdem sind diese gut verdienenden Leute die Hauptkunden für die produzierten Autos.- sehe ich anders. OK, VW hat nur 1,6 Mrd Gewinn gemacht - finde ich auch nicht korrekt - aber ich sehe die Lohnkosten schon als Priestreiber. Deiner Rechnung kann ich nicht wiedersprechen.
>>Diese Kostenexplosion führt dazu, dass andere Kosten eingespart werden müssen - und das geht am einfachsten bei den Zulieferern. VW hat ganz klar seinen Zulieferen gesagt: 15% Preisnachlass in den nächsten drei Jahren. 5% pro Jahr und das beginnt ab sofort.
>Das hat nicht VW gesagt, sondern der Einkauf von VW. Also Leute, die meistens technisch keinerlei Ahnung haben was sie da einkaufen und gar nicht beurteilen können ob da Einsparpotential vorhanden ist oder nicht.Unabhängig davon hat diese Entscheidung ihre Aussenwirkung wie beschjrieben
>>Man muss dazu sagen, dass dies für absolut endverhandelte Preise gilt, wo sowieso schon keine Margen drin sind. Nun hat der Zulieferer auch Leute beschäftigt, also gilt für ihn selbiges wie für den OEM - also wird auch er am Material sparen.
>Es wird nicht nur am Material gespart. Es wird zu schnell entwickelt und zu wenig geprüft. In vielen Betrieben wird am Qualitätswesen gespart und das Geld stattdessen in völlig sinnlose ISO / QS - Zertifizierungen gesteckt. Außerdem werden vom Kunden heute oft unvereinbare Anforderungen gestellt, die vom Lieferanten wider besseres Wissen zugesagt werden, nur um den Auftrag zu kriegen.Stimmt, der schnelle Modellwechsel bringt seine Tücken mit sich. Aber auch an bestehenden Modellen wird weiterentwickelt - nur verlangt der Markt das eben auch.
>>Kurz: Klar geht das billigere Teil eher kaputt als das qualitativ hochwertigere teure Teil. Hier gilt tatsächlich: Teurer ist besser.
>Teuer und billig haben mit Qualität zunächst mal überhaupt nichts zu tun.
>Qualität ist, wenn das Teil die Anforderungen erfüllt. Das setzt natürlich voraus, daß eine gewisse Preisgrenze existiert, die auch bei optimaler Konstruktion und Fertigung nicht zu unterschreiten ist.Damit gibst Du mir Recht. Endlich... ;-)
>>VW versucht die Rückkehr zur 40 Stunden-Woche. Sogar mit vollem Lohnausgleich. Aber das wird von der Gewerkschaft verhindert. Ich arbeite im Schnitt 50 Stunden pro Woche (auch mal 60, aber zum Glück selten) - wie sehr viele andere auch. Bezahlt bekomme ich 40...
>Was soll das bringen? Im Dreischichtbetrieb sind pro Tag nicht mehr als 7 Stunden Arbeitszeit möglich (1 Stunde Pause) dann kommt die nächste Schicht.
>Wer seine Arbeit in 7 Stunden nicht schafft, schafft auch in 8 Stunden nicht viel mehr, das ist durch entsprechende Untersuchungen belegt, denn dann läßt unter anderem die Konzentration nach.Das sind dann immerhin 35 und nicht 28,5. In der Praxis arbeiten die VWler auch mehr - und bekommen diese Stunden dann mit Zuschlägen bezahlt - es geht hier einfach um die Reduktion sder Zuschläge auf ein 100% Mass. Ich gönne den Leuten ja Ihr Geld.
Würden du (und viele andere auch) eben eure 40 Stunden arbeiten und anderen auch einen Arbeitsplatz gönnen, dann könnten sich mehr Leute ein Auto leisten und der Industrie ginge es besser.
Ich schaffe meinen Job nicht in 40 Strunden - habe viel Reisezeiten etc. Und einen MA für die restlichen 10 - 15 Studen einzustellen geht leider nicht. Ich arbeite in einem relativ kleinen Unternehmen.
>>Last not least: Diese Probleme bekommen die vielgerühmten Japaner mittlerweile auch.
>Lexus zum Beispiel nicht. Die lassen sich Zeit bei der Entwicklung und testen es aus ohne jeglichen Aufwand zu scheuen. Resultat: keine Rückrufe, keine Ausfälle.Ok. Stimmt - aber eben auch nicht billig. Ich will ja auch gar nicht über Japaner lästern. Lexus baut tolle Autos. Ich will einfach versuchen zu erklären, warum deutsche OEM's Probleme haben.
>>Noch steht der Toyota ganz vorne - aber ich gehe davon aus, dass spätestens in drei Jahren irgendein Koreaner oder ähnliches ganz vorne steht.
>Dafür haben die Koreaner meines Erachtens nicht die erforderliche perfektionistische Mentalität.Kan ich nicht beurteilen. Ingenieurleistungen kann man aber kaufen.
>>Solange wir in Deutschland die gesamte Arbeitsmentalität - und damit meine ich insbesondere die IGM - nicht verändern und erkennen, dass viele Leute über Ihre Verhältnisse leben, bekommen wir die Preisspirale nicht in den Griff. Es muß doch jeder verstehen, dass 5 % mehr Lohn im Endeffekt auch 5 % höhere Preise bedeuten muss (ja, so einfach ist es nicht, ich weiss).
>Natürlich ist es nicht so einfach, schön, daß du es selber einsieht.
>Wenn zum Beispiel der Lohnkostenanteil am Produkt 50% beträgt, dann erhöt sich der Preis in deinem Beispiel um 2,5%. Bei 20% Lohnkostenanteil ist es nur 1%.
>Ich habe den Eindruck daß du ein bißchen viel Arbeitgeberpropaganda liest und das ein bißchen unkritisch.Nein, ich lese diese nicht nur, ich lebe diese auch. Das ist halt meine Mentalität. Ich lebe von einer funktionierenden Automobilindustrie un d bin in eienr Position, in der ich meines Erachtens (meine eigene persönliche Meinung) arbeitegerorientiertses denken für besser halte.
>Solange wir es uns in Deutschland leisten können völlig unfähige Manager mit Geld nur so vollzustopfen und sie auch bei erwiesener Unfähigkeit noch mit ein paar Millionen abzufinden, wird sich daran nichts ändern.
hmh...
>Solange für irgendwelche Marketingstrategien, die dann nicht aufgehen, Millionen ausgegeben werden können, kann es auch nicht so schlecht sein.
>Und wer soll eigentlich die vielen Autos kaufen, die ohne Rücksicht auf die Nachfrage auf den Markt geworfen werden? Die, die ihren Arbeitsplatz durch Verlagerung verloren haben oder die deren Einkommen in den letzten Jahren mehr oder weniger eingefroren wurden und die jetzt durch Kostensteigerungen nicht mehr das Geld für einen Neuwagen übrig haben?
>>So, jetzt geht's mir besser.
>Du hast nen 40-Stunden-Arbeitsvertrag mit entsprechender Bezahlung und einen Dienstwagen und willst uns erzählen daß es dir schlecht geht? Ich muß meine Ingenieursleistung in 35 Stunden erbringen und bekomme auch keine Überstunden bezahlt geschweige denn einen Dienstwagen.Sorry, ich bin genauso gefrustet wie andere auch. Ich arbeite viel und bin im Jahr 50.000 - 60.000 KM auf der Autobahn - fast alles dienstlich. Da rechnet sich der Wagen für die Firma (ein stinknormaler A4 Avant TDI) mehr als Mietwagen. Ausserdem darf ich den Wagen auch voll versteuer - geschenkt ist das nicht.
>>Ich fahre privat weiter gern den Vito
>Ich auch.
>>und bin mit den dienstlichen 4 Ringen erstaunlich zufrieden.
>Na da hast du ja mehr Glück gehabt als mein Daddy mit seinem.Ist ja auch erst drei Wochen alt ;-_)
>Gruß Horst
Gruß harv - es macht Spass, mit dir zu diskutieren!